Wer rastet - der rostet

Geschichten

Mobirise

Senioren möchten zur Unterhaltung älterer Menschen beitragen. Das kann sich sowohl auf das Lesen als auch - gerade im Internet - auf Aktives Gestalten beziehen.

Die "Autoren" bemühen sich, interessante Ereignisse zu entdecken und zu beschreiben. Daraus entstehen dann Gedichte, Kurzgeschichten und interessante Berichte. Einfach alles, was für Senioren amüsant und kurzweilig ist.

Jeder, der etwas auf dem Herzen hat, sollte es aufschreiben und uns zusenden. Es muss sich natürlich nicht nur um Probleme des Alltags handeln; sondern auch zur Unterhaltung beitragen. Gerade Satiren/Glossen werden wir dankbar annehmen!

Lesen Sie hier einige Beispiele von eingesandten Geschichten:


Na ja - mein Namensgedächtnis

Johann Kinau - besser bekannt als Gorch Fock, ja der, nach dem das jetzt etwas in Miss- kredit gekommene Segelschiff benannt wurde - schrieb den Roman "Seefahrt ist not". Das war 1913. Heute würde er wahrscheinlich "Fernsehen ist not" schreiben. Denn mal ehrlich: Können Sie sich ein Leben ohne Fernsehen vorstellen? Vor allem uns Senioren vermittelt es doch Unterhaltung, Bildung es hilft gegen Langeweile und man kann sich auch manchmal ein bisschen drüber ärgern.

Damit meine ich jetzt nicht die Sender oder die Programme, die man schon von vornherein als ärgerlich einstuft. Ich meine jene Filme oder Fernsehspiele, die ich mir gern ansehe und die mir dann auch gefallen. Aber manchmal habe ich gerade da eine Problem: Ab und zu hat ein mir noch bekannter älterer Schauspieler oder eine Darstellerin eine Nebenrolle und mir fällt partout der Name dieses Menschen nicht ein. Ich hab schon mal den Rest eines Films gar nicht mehr richtig mitgekriegt, weil ich dauernd überlegt habe: "Wer war das eigentlich?"

Wenn Sie mich jetzt für etwas dement halten - nun ja... damit muss ich eben leben. Ich bin schließlich im Seniorenalter und ich darf doch wohl hin und wieder mal einen Namen vergessen.

Anfangs hatte ich noch gehofft, im Nachspann des Films den mir entfallenen Namen zu erfahren. Aber: Nach dem Ende läuft sofort die Vorschau auf eine andere Sendung. Für die Namen der Darsteller und der sonstigen Mitwirkenden am soeben gezeigten Film bleibt am rechten Rand des Bildschirmes nur ein sehr schmaler Raum. Darin laufen diese Namen äußerst klein und schnell über die Scheibe. Ich schaffe es nicht, da etwas zu entziffern. Dann hilft auch meine Brille mit den Gleitsichtgläsern nicht mehr. Und das alles ärgert mich doch so ein kleines bisschen...

Wie schön sind doch die uralten Filme, bei denen sämtliche Mitwirkenden in einem Vorspann langsam und lesbar aufgeführt werden. Dann kann ich in aller Ruhe auf das Erscheinen jenes Darstellers warten, dessen Namen ich bereits weiß. Das Gesicht kenne ich schließlich!

                                                                                                Hme


Was wissen wir eigentlich?

"Egon - steh auf. Es ist halb acht." Gerda sah durch den Spalt der leicht geöffneten Schlafzimmertür. "Du willst pünktlich beim Doktor sein." Egon hob den Kopf aus dem Kissen. "Woher weißt du denn, dass es halb acht ist?" "Weil die Küchenuhr genau 07.30 Uhr anzeigt!" Egon konnte wirklich blöde Fragen stellen. "Und wenn die Uhr falsch geht?" Egon liebte es, seine Frau ab und zu mal ein bisschen zu foppen. "Egon!" Gerda stieß die Tür ganz auf. "Wir haben eine Funkuhr an der Wand hängen. Du selbst hast sie bei Aldi gekauft. Die zeigt haargenau die richtige Zeit an."

1 : 0 für Gerda.

Beim Frühstück stellte Gerda ihrem Mann das gekochte Ei vor ihm hin. "Nun frag bloß nicht, ob das Ei wirklich viereinhalb Minuten gekocht hat! Gerda kannte ihren Mann schließlich. Der sagte ausnahmsweise mal nichts; er wusste, dass dabei eine Eieruhr im Spiel gewesen war. Dann sah er aus dem Fenster. "Es ist ja noch so dunkel draußen." "Kein Wunder", bemerkte Gerda, "die Sonne geht heute ja auch erst um 08.35 Uhr auf. Bevor du fragst: Das habe ich in der Zeitung gelesen." "Und was nützt dir diese Zeit des Sonnenaufgangs, wenn der Himmel bedeckt ist? Egon sah seine Frau an. "Egon, du bist ein alter Miesepeter. Du stellt immer alles infrage. Glaub mir doch auch mal was!" Und um dem Gespräch eine andere Wendung zu geben, fügte Gerda hinzu: Heute Mittag gibt's Erbsensuppe. Ich weiß, dass du die gern isst." "Soso, du weißt das also. Was weißt du denn noch alles?"

"Dass es heute Abend nichts Ordentliches im Fernsehen gibt. Es sei denn, du willst Jopi Heesters sehen. Ich weiß auch, dass wir Vollmond haben werden. Und ich weiß, dass alle Lebensmittel teurer werden." "Du mit deinem Allwissen. Schon Sokrates hat gesagt: Ich weiß, dass ich nichts weiß. Und der war schließlich Philosoph." Egon war richtig stolz, dass ihm dieses Zitat noch rechtzeitig eingefallen war. "Ach", antwortete Gerda und spülte die Kaffeetassen aus, "der alte Sokrates… der ist doch schon lange tot. Heute gibt es einen besseren Spruch: Wissen ist Macht." *) Egon sagte darauf nur grinsend: "Aber nichts wissen macht auch nichts!"

*) Aus gegebenem Anlass weise ich darauf hin, dass dieses Zitat vom englischen Staatsmann und Philosophen Fancis Bacon stammt.

In dessen "Essayes" steht in der zweiten Ausgabe von 1598 der Satz:

"For knowledge itself is power." (Denn Wissen selbst ist Macht.)

                                                                                                Hme


Das wirkliche Leben...

Sie gucken doch auch oft Fernsehen, nicht wahr? Natürlich - was soll ein Senior denn sonst mit seiner reichlichen Freizeit anfangen...

Ich sehe mir gern Kriminalfilme an. Dabei kommt mir entgegen, dass an fast jedem Tag auf irgendeinem Sender ein Krimi läuft. Meine folgenden Beobachtungen gelten aber auch für die meisten anderen Filme und Fernsehbeispiele. Ich werde mich jedoch auf die Krimisparte beschränken.

In jedem Film begeben sich die Hauptdarsteller mit dem Auto an den Tatort oder zur Wohnung eines Hauptbelastungszeugen. Manchmal rasen die "Guten" den "Bösen" im Kraftfahrzeug hinterher.... und umgekehrt. Aber die Reihenfolge spielt gar keine Rolle.

Denn plötzlich passiert es: Der Herr Hauptkommissar muss aus ermittlungs-technischen Gründen anhalten. Und siehe da - er findet augenblicklich die passende Parklücke! Unglaublich!

Kriminalfilme spielen im Allgemeinen in größeren Städten. Und dort sind bekanntlich Parkplätze noch rarer als in unserer Kleinstadt. Aber unser Hauptdarsteller muss nicht erst dreimal um den Block fahren und dann in eine gerade frei gewordene Parklücke rangieren, die für seinen Oberklassewagen eigentlich zu klein ist!

Glauben Sie das? Wollten Sie nicht auch schon mal in einer Stadt genau vor einer bestimmten Adresse parken? Na also...

Filme wollen stets das wirklich Leben so echt wie möglich abbilden. Aber im wirklichen Leben findet man in einer Stadt fast nie eine Straße mit leeren Parkmöglichen. Das könnten die Drehbuchautoren und die Regisseure vielleicht mal beachten.

Ich muss jetzt Schluss machen. Im TV gibt es einen Krimi. Der Tatort soll auf einer Insel liegen. Vielleicht hat man dort noch keine Parkplatzprobleme...Möglich, aber unwahrscheinlich.

                                                                                            Hme


Freunde für immer

In einem kleinen Garten am Ende eines Dorfes standen zwei Bäume, eine Linde und ein Ahorn, ziemlich nahe beieinander. Sie waren zur gleichen Zeit gepflanzt worden und so wurden sie auch gemeinsam größer und größer, bis ihr Zweige und Blätter sich berührten.

Und aus dieser Nähe entstand so etwas wie eine Freundschaft zwischen den beiden unterschiedlichen Bäumen.

Die Linde bekam im Herbst braune Blätter, der Ahorn hingegen erstrahlte in allen Farben, gelb, orange und rot, hell- und dunkelgrün, es war eine Freude, ihn anzusehen. Die Linde neidete ihrem Freund seine Schönheit nicht, denn ein bisschen von der Bewunderung, die ihm zuteil wurde, kam auch ihr zugute, weil sie so nah bei ihm stand.

Die beiden Bäume führten also ein glückliches Leben. Im Winter, wenn Schnee fiel und es so richtig kalt wurde, schmiegten sie ihre Äste so eng wie möglich aneinander und verfielen gemeinsam in eine Art von Winterschlaf. „Es wird ja auch wieder Frühling“, murmelten sie

Und die ersten warmen Tage weckten ihre Lebensgeister, sie bekamen gemeinsam die ersten Knospen und freuten sich, wenn sie aufsprangen und zu Blättern wurden. In dieser Zeit hatte die Linde dem Ahorn etwas voraus. Sie war voller Blüten, die herrlich dufteten. Bald bauten Vögel aller Art in den beiden Bäumen ihre Nester und ihr Gesang ertönte von früh bis spät. Insekten und Eichhörnchen huschten durchs Geäst. Jetzt war es der Ahornbaum, der von seiner Freundin profitierte und beide genossen das lebendige Treiben.

Im Sommer reiften die Samen heran und der Herbstwind trug sie über das Land. Manchmal kam Sturm auf und schüttelte die Freunde mächtig, aber sie standen fest im Boden und freuten sich sogar darüber, wenn ihr Laub richtig raschelte und die Blätter durch die Luft segelten. Und wenn Regen vom Himmel fiel breiteten sie ihre Äste weit aus, um möglichst viel von dem Nass zu erhaschen und für die Trockenzeit vorbereitet zu sein.

Nun war der Garten schon seit einigen Jahren nicht mehr bewirtschaftet, die Besitzer waren alt geworden und hatten ihn einfach verwildern lassen. Um die Bäume herum gab es jetzt keine Beete mehr sondern eine große Wiese mit Gänseblümchen und Löwenzahn, mit Maulwurfshügeln, Mauselöchern und an dem verfallenen Gartenhäuschen hatten sich Wespen ein Nest gebaut, das ein Wunder der Architektur war. Um den Garten herum war eine Hecke entstanden und so hatte er sich in ein richtiges Naturparadies verwandelt. Die Linde und der Ahorn standen unbehelligt nebeneinander und niemand störte ihre Freundschaft. Dann aber kamen Menschen, die das Stück Land kaufen wollten. Sie stapften durch das Gras, traten alles nieder und schauten sich missbilligend um.

„Die beiden Bäume stehen im Weg, die müssen gefällt werden“, sagte der Mann. Ein Windstoß ließ Linde und Ahorn erzittern, oder war es der Schrecken, als sie diese Drohung hörten?

Aber die Frau schaute die beiden Bäume mit Wohlgefallen an.

„Nein, die müssen stehen bleiben. Schau wie schön sie sind. Sie bieten Schatten im Sommer und vielen Tieren ein zu Hause. Und die Wiese darunter, ist sie nicht wunderbar? Da können unsere Kinder spielen, der Hund kann im Gras liegen oder wir können ihm eine Hütte zwischen die Stämme bauen mit einer Futterstelle auf dem Dach für die Piepmätze und Eichhörnchen. Und wenn wir das Gartenhaus herrichten, können wir von dort aus alles beobachten. Und die Gemüsebeete legen wir an den Rand neben die Hecke.“

Linde und Ahorn hörten es mit Erleichterung und raschelten mit den Zweigen, dass es wie freudige und begeisterte Zustimmung klang.

Der Mann schüttelte den Kopf. „Du hast Ideen, liebe Frau. Aber zugegeben, schlecht sind sie nicht. Ich war wohl etwas voreilig .Wir werden es so machen, wie du willst.“

So geschah es, das rund um die Freunde ein wunderbarer Garten entstand, außerhalb der Wiese Beete mit Gemüse, aber auch mit bunten Blumen, die tausende von Bienen anlockten, in einem kleinen Teich schwammen Goldfische und Libellen schwirrten durch die Luft.

Und Mittendrin standen glücklich die beiden Baumfreunde, die alles überschauten und in den folgenden Jahren noch üppiger und schöner waren als zuvor.

                                                                                Susanne Diehl


Olaf kann man doch nicht vergessen!

„Du“ sagte meine Frau gestern beim Frühstück zu mir, „Olaf Birnbaum ist Vorsitzender im Angelverein geworden. Den kennst du doch.“

„Olaf … wie? Birnbaum? Den kenn ich nicht.“ Ich las gerade den überregionalen Teil der Tageszeitung. Meine Frau studierte das Lokale.

„Klar kennst du den!“ Meine Frau weiß es ganz genau. „Du bist mit dem in der Realschule gewesen. Du hast oft genug von dem verrückten Olaf gesprochen, der damals immer die Aktentasche des Lehrers versteckt hat!“

„Hm, kann sein,“ Ich interessiere mich gerade für die Fußballbundesligaspiele; ich hatte mit Olaf nichts im Sinn. „Denk mal genau nach!“ forderte meine Frau mich auf. „Den kannst du doch nicht vergessen haben.“

„Ja, mach ich, wenn ich die Zeitung durch habe.“ Damit war erst mal Ruhe. Dachte ich. Aber den ganzen Vormittag ging mir dieser Name Olaf Birnbaum nicht aus dem Kopf. Wir hatten keinen Olaf in der Realschule und erst recht keinen Birnbaum. I ch habe zwar irgendwo noch ein altes Klassenfoto. Aber dazu müsste ich mehrere Schränke durchwühlen. Und so wichtig ist der Olaf ja wohl auch nicht.

Nach dem Mittagessen haute ich mich eine Stunde auf’s Ohr. Dabei störte mich niemand, auch nicht Olaf Birnbaum. Beim Kaffeetrinken sah mich meine Frau fragend an. „Ich kann mich immer noch nicht an Olaf Birnbaum erinnern“, sagte ich unaufgefordert. „Der kann bestenfalls in der ersten Klasse der Realschule gewesen sein. Da gab es einige Schüler, die nur ein paar Wochen bei uns waren. Aber an deren Namen erinnere ich mich nicht mehr.“

„Na ja“, meinte meine Frau, „es ist ja auch egal. Ich dachte nur: Olaf Birnbaum… so einen Namen vergisst man doch nicht so schnell!“ Ich habe während der letzten Nacht nicht gut geschlafen. Ich musste dauernd an diesen verdammten Olaf Birnbaum denken. Am Morgen war ich wie gerädert. Beim Frühstück trank ich erst mal einen Becher Kaffee, um richtig munter zu werden. Dann sah ich meine Frau triumphierend an. „Mir ist inzwischen alles wieder eingefallen: Der Bengel, der immer die Aktentasche des Paukers versteckt hatte, hieß nicht Olaf Birnbaum. Der hieß Adolf Pfefferkorn!“

„Mag sein.“ Meine Frau sieht Irrtümer nur ungern ein. „Aber es ist sowieso egal. Hier in der Zeitung steht gerade eine Berichtigung: Der neue Angelvereinsvorsitzender heißt nicht Olaf Birnbaum, sondern Rolf Birnbaum.“

Ich beiße die Zähne zusammen. Wegen so eines Druckfehlers habe ich die halbe Nacht nicht geschlafen! Man sollte die Zeitung abbestellen!

                                                                                        Horst Meyer


Oma hält nicht viel von Wundern…

„Ach Oma – da hast du mir je wieder was Schönes eingebrockt!“ Kevin steckte seinen Kopf durch die halb geöffnete Küchentür. Oma stellte die beiden Teller, die sie eben aus dem Küchenschrank genommen hatte, auf den Tisch. „Wieso, was ist denn nun wieder los?“, fragte sie. „Du hast mir heute Morgen gesagt, ich brauche keine Regenjacke zur Schule mitzunehmen. Du wüßtest sogar, dass die Sonne den ganzen Tag über scheinen würde, und wie war es wirklich? Es hat auf dem ganzen Nachhauseweg tüchtig gepladdert und ich habe einen richtigen nassen Arsch gekriegt!“ „Kevin, so etwas sagt man nicht!“ „Entschuldige Oma, aber es ist doch wahr; die ganze Woche über habe ich immer die falschen Klamotten angehabt. Am Montag habe ich auf deinen Rat Regenzeug angezogen – da schien die Sonne. Am Dienstag bin ich ohne Jacke gegangen, weil du gesagt hast, wir bekämen schönsten Sonnenschein. Am Mittwoch pfiff aber der Wind um die Ecken und es war hundekalt. So ging es die anderen Tage auch, immer war ich falsch angezogen. Meine Kumpels, die mit mir nach Hause gehen, lachen schon über mich!“

An dieser Stelle muss erst einmal die Sachlage geklärt werden. Kevins Eltern arbeiten beide und die Oma, die im gleichen Haus lebt, kümmert sich derweil um den Neunjährigen: Schulbrote schmieren, Mittagessen kochen, bei den Hausaufgaben helfen – also um alles, was so ein Junge in dem Alter nötig hat. Dazu gehört natürlich auch die Auswahl der täglichen Schulbekleidung. Da Oma jedoch nicht hellsehen kann und auch die alten Bauernregeln „Abendrot gut Wetter bot“ oder „Morgenrot schlecht Wetter droht“ nicht mehr zeitgemäß sind, hat sie eben ab und an Probleme. Selbst die Behauptung „Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt, wie es ist“ hilft nicht wirklich. Da kann man sich nur an einem orientieren: an der Wettervorhersage im Fernsehen. Oma glaubt alles, was ihr in dieser Hinsicht von der Mattscheibe verkündet wird. Wenn der Wettermann abends für den folgenden Tag sonniges Wetter im südlichen Niedersachsen und rund um den Harz ansagt, dann kriegt Kevin seine Sommerjacke auf dem Weg zur Schule an. Und dunkle Wolken nebst Sprühregen im Weserbergland bis nach Göttingen erfordern eben auch entsprechende Bekleidung für ihn.

Leider hat es in dieser Hinsicht aber einige Probleme gegeben. Entweder irren sich die Fernseh-Wetterfrösche dauernd, oder der Wettergott will diese Leute mal gehörig auf den Arm nehmen. Leidtragender ist Kevin, er wird wegen seiner ständig falschen Bekleidung gehänselt. Wie die Erziehungsberechtigten der anderen Schüler es fertigbringen, ihren Kindern immer die richtige Kleidung für den Schulweg zu verordnen, müsste mal von einem unabhängigen wissenschaftlichen Gremium geklärt werden …

Man soll aber die Hoffnung nie aufgeben. Heute ist etwas geschehen: Kevin kommt fröhlich ins Haus gestürmt. „Oma, ruft er schon im Korridor, „es ist ein Wunder passiert!“ Oma guckt irritiert aus der Küche. In ihrem Alter hält sie nicht mehr so viel von Wundern und ähnlichen Überraschungen.

„Was ist denn los?“

„Ach Oma“, erklärt Kevin und hängt seine klatschnasse Regenjacke an die Garderobe, „du hast mir heute früh diese Klamotten aufgedrängt und nun hat es tatsächlich wie aus Eimern gegossen! Meine Kumpels sind alle pitschnass!“

„Na dann“, freut sich Oma, „ist es wohl wirklich ein Wunder, dass der Wetterbericht mal recht hatte!“

                                                                                    Horst Meyer


Probleme mit den Pillen

Ich bin sicher, dass ich Ihnen hier nichts Neues erzähle. Wir alten Leute haben nun mal unsere Wehwechen, die mit allerlei Tropfen, Salben und dergleichen behoben werden sollen. Ob sie dann jedoch weniger werden – die Gesundheitsprobleme meine ich -, sei mal dahingestellt. Die Pharmaindustrie muss schließlich auch leben… Aber darum geht es mir gar nicht. Ich habe heute die Tabletten im Auge - nein, natürlich im Mund. Die verschiedenen Ärzte, die ich konsultiere, haben mir etliche verschiedene Tabletten verordnet, welche ich morgens zu mir nehmen soll. Da gibt es welche gegen Bluthochdruck, gegen die Bildung von Harnsäure, zur Behandlung der stoffwechselbedingten metabolischen Azidose, zur Senkung des erhöhten Cholesterinspiegels … Ja – ich höre schon auf. Aber glauben Sie mir: Es sind noch ein paar mehr, die ich nach dem morgendlichen Marmeladenbrötchen jeweils mit einem Schluck Kaffee hinunterspülen muss. Und damit komme ich jetzt auf den Punkt. Die kleine ovale Tablette lässt sich noch gut schlucken. Dann – nach ungefähr einer Minute – kommt die nächste dran, eine mittelgroße runde. Wenn ich bei der nicht genug Kaffee im Munde habe, bleibt sie hinten auf der Zunge kleben, löst sich sofort auf und schmeckt eklig bitter. Also noch etwas Kaffee hinterher! Die Tasse ist jetzt nur noch halb voll. Die nächste magenresistente Weichkapsel ist ein riesiges braun-weißes Ding, das aber ohne Probleme den vorgeschriebenen Weg zu meinem Magen antritt. Auch zwei runde Tabletten, eine etwas größere als die andere, machen beim Schlucken keinerlei Schwierigkeiten. Zum Schluss habe ich mit ein winziges hellbraunes Tablettchen aufbewahrt, so klein, dass ich aufpassen muss, es nicht in eine Lücke zwischen den Backenzähnen zu verklemmen. Tablette in den Mund, den Rest Kaffee hinterher, Pilleneinnahme beendet.

Haha! Kaffee ist weg, Tablette nicht! Dann eben noch ein Schluck Mineralwasser hinterher. Pustekuchen. Die Pille ist hartnäckig. Noch einen Versuch. Konzentrieren. Die Tablette mitten auf der Zunge platzieren, Wasser in den Mund, schlucken. Hurra! Sie ist untern! Vorsichtshalber noch einen großen Schluck Wasser hinterher. Dann ist die morgendliche Pillenschluck-Prozedur glücklich beendet.

Mittags und abends habe ich diese Probleme nicht. Da muss ich Tabletten zu mir nehmen, die – meist jedenfalls – bequem ins Rutschen kommen. Ich hoffe nur, dass mir mein Hausarzt – aus medizinischen Gründen – oder die Krankenkasse – wegen nicht nachvollziehbarer Sparmaßnahmen – demnächst nicht anstelle einer gut flutschenden Pille ein Medikament verordnen muss, das mir im Halse stecken bleibt. Und falls doch, werde ich darauf bestehen, dass ich das als Zäpfchen bekomme!

                                                                                        Horst Meyer


Kein Blatt vor dem Mund

„Wir werden“, rief der Vorsitzende und schlug mit der flachen Hand auf die Tischplatte, „dafür kämpfen“, dass gewisse Wirtschaftsbosse nicht das Ruder übernehmen! Wir werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen! Das sind wir den Kolleginnen und Kollegen schuldig! Deshalb müssen und werden wir die Steuern für die Unternehmer erhöhen.“

„Bravo!“, schallte es ihm aus der Versammlung entgegen, „kämpfen! Den Unternehmern auf die Finger klopfen! Steuern müssen erhöht werden!“

Die klare Aussage des Vorsitzenden fand auch in der Presse Aufmerksamkeit. Endlich mal ein Politiker, der kein Blatt vor den Mund nahm. Er habe damit die Tür für eine Karriere in seiner Partei aufgestoßen.

Aber die Gegenseite war nicht untätig. Der Vorsitzende erhielt – natürlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit – mehrfach Besuch von „guten Freunden“. Sie ließen Geschenke da, luden ihn zu Reisen ein und versprachen ihm allerlei Gefälligkeiten. Er möge, wurde ihm klargemacht, doch bedenken, dass eine weitere Belastung der Unternehmen eine Menge Arbeitsplätze kosten würde. Und ob er sich das wirklich leisten könne. Er müsse doch an seine Familie denken. Der ehrenamtliche Vorsitzende wurde unruhig. Auch sein Job, mit dem er sein tägliches Brot verdiente, stand möglicherweise auf dem Spiel. Was sollte dann aus der Familie werden? Von der schmalen Aufwandsentschädigung, die er von seiner Partei erhielt, konnte er den gehobenen Lebensstil, den seine Frau bevorzugte, nicht mehr aufrecht erhalten. Und eine gutbezahlte Karriere in der Partei brauchte auch ihre Zeit …

Bei der nächsten Versammlung hielt er sich auffällig zurück. Als über einen Antrag auf massive Steuererhöhung für Großbetriebe abgestimmt wurde, enthielt er sich der Stimme. Die anderen Versammlungsteilnehmer waren entsetzt. Ihr Vorsitzender, der vor wenigen Tagen noch so eindeutig gegen „gewisse Kräfte“ in der Wirtschaft gewettert hatte, war umgefallen! So etwas ließen sie nicht zu. Der Vorsitzende wurde stante pede aufgefordert, seinen Posten aufzugeben. Von weiteren „Strafmaßnahmen“ sah man vorerst noch ab. Der Vorsitzende ging – nun ohne Aussicht auf eine, auch finanzielle Karriere in der Partei – sehr bedrückt nach Haus. Seine Frau war schon informiert.

„Du bist ein armseliger Trottel!“, sagte sie. „Mit so einem Versager möchte ich nicht länger zusammenleben. Ich werde dich verlassen“.

„Gestern hast du mir noch versichert“, versuchte der ehemalige Vorsitzende, seine Frau umzustimmen, „dass du mit mir durch dick und dünn gehen würdest. Ich wäre doch schließlich deine erste und einzige große Liebe.“

„Ach“, sagte seine Frau spöttisch, „da wusste ich auch noch nicht, mit was für einem Dummkopf ich mich da abgegeben habe. Und außerdem: was schert mich mein Geschwätz von gestern!“

Der kurzen Meldung in den heutigen Ausgaben der Morgenzeitungen ist zu entnehmen, dass der Vorsitzende seinen Posten aufgeben habe und aus der Partei ausgetreten sei. Er stehe für weitere politische Aufgaben nicht mehr zur Verfügung, habe er mitgeteilt.

Gut informierte Kreise vermuten, dass der Ex-Vorsitzende jetzt gute Chancen als Berater für eine mittelständische Firma habe …

                                                                                        Horst Meyer


Schuld war das Knie

„Hilfe, Hilfe!“

Udo war sich nicht sicher, ob da wirklich jemand gerufen hatte. Oder war es dieser Vogel, der hoch über ihm um die kahle Spitze des Berges kreiste.

„Hilfe!“

Jetzt hörte er es deutlich. Da hatte jemand ein Problem. Udo verließ den schmalen Steig, der in vielen Spitzkehren zum felsigen Gipfel des Berges führte. Er kletterte über Geröll und kleinere Felsbrocken nach oben.

„Hilfe!“

Da sah er sie. Sie hockte auf einem Stein, lehnte mit dem Rücken gegen einen Felsen und hielt mit beiden Händen ihr linkes Knie fest umschlungen.

Der Fortgang dieser Geschichte ist schnell erzählt. Sie war beim Klettern durch das unwegsame Gelände - warum zum Teufel, hatte sie den Weg verlassen? - auf ihr Knie gestürzt, konnte nicht mehr auftreten und war verzweifelt. Der Akku ihres Handys war leer. Udos Handy funktionierte, er rief die Bergrettung an. Ein Hubschrauber kam und konnte in dem unwegsamen Gelände nicht landen. Sie wurde auf einer Trage festgebunden und in den Helikopter gezogen. Der Flug zur Notfallklinik im Ort dauerte knapp 25 Minuten. Udos Abstieg vom Berg dauerte dreieinhalb Stunden. Es war 18 Uhr, als er vor ihrem Krankenbett stand. Sie bedankte sich überschwänglich für seine Hilfe. Die Sache mit dem Knie war nicht so schlimm, wie es ursprünglich ausgesehen hatte. Es war nur verdreht und sie brauchte deshalb nicht ins Krankenhaus in der nächsten größeren Stadt. Sie sollte schon am nächsten Tag wieder entlassen werden. Nur mit dem Wandern war es natürlich vorbei...

Udo holte Martina am nächsten Tag um die Mittagszeit ab. Er begleitete sie in ihr Zimmer in dem kleinen Gasthof. Sie verabredeten sich zum Abendessen. Es wurde ein langer Abend und der Rotwein schmeckte mit jedem Glas besser. Als sie kurz vor Mitternacht die Treppe zu ihrem Zimmer nicht mehr allein hochgehen konnte - Udo fand nicht heraus, ob das am lädierten Knie oder am Rotwein lag - musste er sie nach oben begleiten. Er blieb die ganze Nacht.

Martina und Udo wurden unzertrennlich. Sie gingen tagsüber gemeinsam im Ort und um den Ort herum spazieren und verbrachten die Nächte in trauter Zweisamkeit. Dann, nach einer Woche, passierte es: Martina hatte ihn ausnahmsweise früh verlassen. Sie sei sehr müde, hatte sie gesagt, und sie möchte mal eine Nacht allein in ihrem Bett verbringen. Nun saß Udo an der Bar seines Hotels und trank mit einem anderen Gast, der ebenfalls allein war, einige Biere. Sie unterhielten sich angeregt und im Laufe des Abends erfuhr Udo, dass sein Gegenüber verheiratet war. „Meine Frau betrügt mich!“ sagte der Mann. „Und woher wissen sie das?“, fragte Udo, er war nicht besonders interessiert an den Problemen des Mannes.

„Eigentlich ist es ein Zufall“, erklärte der Mann, „Einer meiner Arbeitskollegen ist hier auch im Urlaub. Er kennt meine Frau und hat sie einige Male mit einem Mann gesehen, sehr vertraulich. Er hat mich angerufen und gefragt, ob ich mich von meiner Frau getrennt hätte. Überhaupt nicht, habe ich geantwortet. Meine Martina und ich, wir hätten überhaupt keinen Grund für eine Trennung. Wenn du dich da man nicht irrst, sagte mein Kollege. Da wurde ich doch etwas unruhig. Nun bin ich hier, und morgen früh werde ich Martina überraschen. Aber wenn ich den Kerl erwische, der es mit ihr treibt, dann mache ich den platt! Ich war früher Boxer und ein paar Gegner von mir sind heute Invaliden!“

Udo verschluckte sich, musste husten. Er stand abrupt auf und wandte sich zur Tür. „Ich muss noch was erledigen“, sagte er, „hoffentlich ist das mit Ihrer Frau nur ein Irrtum!“ Dann war er weg.

Und nun sitzt Udo im Zug. Das ist der letzte, der am Abend noch den hübschen kleinen Ferienort in den Bergen verlässt. Wohin er fährt? Udo weiß es nicht und es ist ihm auch egal. Hauptsache weit weg!

Udo hatte noch nie etwas für Boxen übrig. Er spielt lieber Schach....

                                                                                Horst Meyer


So eine famose Hausgemeinschaft

Mit dem Begriff Hausgemeinschaft kann man allerhand verbinden. Das reicht von Gemeinschaftsantenne über Gemeinschaftsgeist, Gemeinschaftskunde, Gemeinschaftspraxis, Gemeinschaftssendung bis zu Gemeinschaftsverpflegung. Wichtig ist, dass jeweils mehrere Dinge zusammenkommen, bzw. einige Menschen etwas gemeinsam unternehmen. Dazu gehören dann auch Dorfgemeinschaften und Hausgemeinschaften. Wenn Dorfbewohner heutzutage noch gemeinsam etwas tun, dann sind das meist Schützenfeste mit anschließendem Besäufnis. Eine Hausgemeinschaft dagegen ist etwas ganz anderes - oder sollte es wenigstens sein.

Tobias Lakenmeier wohnt seit nahezu zwanzig Jahren in einem Sechs-Familien-Haus. Da er am längsten Bewohner der Immobilie ist, hat der Hauseigentümer ihn vor längerer Zeit gebeten, ein bisschen für Ordnung zu sorgen. Früher nannte man so einen Posten Hausmeister. Aber Tobias wehrt sich vehement gegen diesen Titel, und am liebsten hätte er auch den ganzen Rest hingeschmissen. Denn alles, was im Haus nicht so ganz hinhaut, muss er ausbügeln. Wenn der Eigentümer die Miete erhöht - Tobias darf sich das Genörgel der Mitbewohner anhören. Wenn das Treppenhaus nicht gefegt ist - Tobias bittet den, der gerade dran ist, seiner Pflicht nachzukommen. Für das Herrichten des kleinen Vorgartens hat sich die Familie im Erdgeschoss rechts angeboten. Aber oft sieht es dort aus wie Kraut und Rüben. Dann greift Tobias schon selbst mal zu Harke und Spaten. Zu laute Musik spät am Abend - zweiter Stock links - Hammerschläge am frühen Sonntagmorgen - Immer wieder Familienstreitigkeiten. Es vergeht kein Tag, an dem Tobias nicht auf ein bisschen Rücksicht auf die Hausgemeinschaft hinweisen muss. Den beiden Jungen (vierzehn und sechzehn Jahre) der Familie aus dem Erdgeschoss links hat er mittlerweile abgewöhnt, immer wieder „96“ an die Außenwand unter ihrem Fenster zu sprühen. Nicht weil Tobias Anhänger von Borussia Dortmund ist, sondern weil das Entfernen der Ziffern stets große Mühe macht. Und dann wohnt in der dritten Etage rechts eine Dame mittleren Alters, die fast niemand deranderen Hausbewohner schon mal zu Gesicht bekommen hat. Es hält sich das Gerücht in der Nachbarschaft, dass sie auf den Strich gehe, manche behaupten, sie sei tagsüber in einem Lovemobil anzutreffen, dass auf einem Parkplatz an der Bundesstrasse stehe. Genaueres weiß man natürlich nicht...

Tobias hatte sich eine Hausgemeinschaft immer etwas anders vorgestellt. Jetzt reicht`s ihm. Der Junggeselle aus dem dritten Stock links hat stockbesoffen seine Wohnungstür eingetreten, weil er den Schlüssel nicht gleich finden konnte. Tobias Lakenmeier ruft den Hausbesitzer an und sagt ihm klipp und klar, dass er als Ordnungshüter nicht mehr zur Verfügung steht.

„Das passt sich gut“, sagt der Hausbesitzer, „ich muss Ihnen sowieso eine Mitteilung machen: Das Haus ist verkauft, Sie alle müssen ausziehen, das Gebäude soll abgerissen werden, um einem Neubau zu weichen.“

„Aber das müssen Sie den anderen Mietern selbst sagen“, verlangt Tobias. „Wenn ich denen das klarmache, überlebe ich das möglicherweise nicht.“ „Nun übertreiben Sie nicht“, versucht der Hausbesitzer ihn zu besänftigen. „Sie waren doch immer so eine famose Hausgemeinschaft.“

„Hausgemeinschaft - dass ich nicht lache! Das Einzige, was wir in diesem Haus gemeinsam hatten, war, dass wir nie eine Hausgemeinschaft gewesen sind. Und bald sitzen wir mal gemeinsam auf der Straße. Aber das hilft uns dann auch nicht mehr!“

                                                                                    Horst Meyer


Hilfe von Wilhelm Busch

Friedhelm Schnullerbacke, freier Mitarbeiter bei der „Morgenpost“, wird vom Klingelton seines Handys aufgeschreckt. Chalotte Pielsticker meldet sich. „Ich soll Sie im Auftrag meines Chefs um einen Beitrag für das Sonnabend-Feuilleton bitten. Thema „Bräuche“. Sie wissen schon, so was wie Osterbräuche, Brauchtum, Junggesellenbräuche. Lassen Sie sich etwas einfallen. Und denken Sie daran, Bratfisch ist, wie immer bei Ihren Beiträgen, äußerst pingelig. Aber damit haben Sie ja schon Erfahrung.“

Natürlich, Chefredakteur Bratfisch ist nicht gerade Friedhelms bester Freund. doch solange die Morgenpost seine Kurzgeschichten abdruckt, ist das egal. Hauptsache, die Kasse stimmt!

Und nun sitzt Friedhelm vor seinem Laptop und überlegt. „Bräuche“ ist ein Thema, über das er noch niemals nachgedacht hat. Bräuche..., Brauch ... Plötzlich fällt ihm Wilhelm Buschs „Fromme Helene“ ein: Es ist ein Brauch von altersher, wer Sorgen hat, hat auch Likör!

Bei diesem Gedanken merkt er, dass er jetzt auch einen Schluck vertragen könnte. Natürlich keinen Likör, ein ordentlicher Kentucky-Bourbon muss es schon sein. Dann wird ihm das Denken - und das Schreiben! - viel leichter fallen. So ist es dann auch. Friedhelm verfasst eine Betrachtung über den Brauch, der früher in höheren Kreisen Gang und Gäbe war: Der Oberadlige hatte das Recht der ersten Nacht mit einer frisch vermählten „besseren“ jungen Dame...

Friedhelm tippt Zeile für Zeile. Nach dem dritten Bourbon ist das Thema „Brauch“ abgehakt. Er sucht nur noch nach einem ordentlichen Schluss. Doch auch der kommt zustande. Friedhelm ist zufrieden. Er liest die ganze Geschichte noch einmal durch. Und dann denkt er noch einmal an den alten Wilhelm Busch: „Gedanken sind nicht stets parat, man schreibt auch, wenn man keine hat!“

Notfalls hilft ja auch ein guter Bourbon!

Cheerio!

                                                                                        Horst Meyer


Pachulke hat noch nie viel für Tiere übrig gehabt

Es nieselte unaufhörlich. Dazu wehte ein kräftiger Wind, der ab

und zu auch in heftige Böen ausartete. Es war so ein richtiges

Scheißwetter - aber was soll man denn von einem Novemberabend

anderes erwarten. Pachulke zog die Kapuze seines Parkas tiefer

ins Gesicht. In der Ferne schimmerte ein schwaches Licht. „Hoffent-

lich gibt es da eine Möglichkeit, im Trockenen zu übernachten“,

murmelte er und beschleunigte seine Schritte.

Ein dunkles Gebäude tauchte unweit der Straße auf. Das war wohl ein

Stall oder eine Scheune. Weiter hinten leuchtete ein Licht hinter

einem Fenster. Dort musste das Wohnhaus sein. Pachulke schlich vor-

sichtig um das Gebäude herum. Er fand eine große Tür. Sie war

verschlossen. Aber er hörte etwas: Kettenklirren und ein leises Muhen.

Hier war also auch ein Kuhstall. „Vielleicht lässt sich hier irgendwo ein

Fenster öffnen“, hoffte Pachulke. Er hatte Glück.

Als er es sich in einer Ecke auf einem Strohhaufen bequem gemacht

hatte, ging ihm der ganze Tag noch einmal durch den Kopf. Morgens

hatte es im Obdachlosenasyl Zoff gegeben. Er war unabsichtlich ¨ber

den Hundekorb gestolpert, in dem dieser Köter des Asylleiters zu

nächtigen pflegte. Das markerschütternde Bellen dieses Vieches

hatte das gesamte Asyl in Aufregung versetzt. Pachulke hatte es

vorgezogen, schnell und unauffällig zu verschwinden. Dann war er

den ganzen Tag auf der Landstraße gewesen, klatschnass, hungrig

und müde. Nun hatte er diesen trockenen Platz im Kuhstall gefunden.

Und jetzt schlief er ein. Er schlief so fest, dass er das Wintergewitter,

welches gegen Mitternacht über die Gegend hinwegzog, gar nicht

wahrnahm. Aber irgendwann störte etwas seinen Tiefschlaf: ein Kribbeln

in seinem Gesicht, ein lautes „Miau“. Und da kratzte etwas an sein Arm.

Pachulke riss die Augen auf. Er erschrak. Schräg über ihm brannte das

Dach! Die Holzwand, die wohl die Scheune vom Kuhstall trennte, fing

auch gerade an zu brennen.

Pachulke schnappte seinen klammen Parka und die Plastiktüte und

kletterte auf dem Fenster. Die Katze, die ihn offensichtlich geweckt

hatte, sprang hinter ihm her. In der Ferne donnerte es.

Pachulke rannte zur Tür des Wohnhauses und hämmerte mit der Faust

gegen das Holz „Feuer!“, schrie er, „Kuhstall brennt!“ Dann zog er es

vor, unverzüglich abzuhauen. Er wollte den dummen Fragen, die man

ihm bestimmt stellen würde, aus den Weg gehen.

Der Bauer erwachte von dem Geschrei. Er hatte den Ärger, den ihm

seine Frau am Morgen durch ihren spektakulären Auszug bereitet hatte,

abends mit einer halben Flasche Doppelkorn betäubt und war in tiefen

Schlaf gefallen. Jetzt riss er die Augen auf, sah das Feuer, hastete

zum Kuhlstall und öffnete die Tür. Er schaffte es gerade noch, sämtliche

Kühe hinauszutreiben. Dann telefonierte er mit der Feuerwehr.

Der gelang es, das Wohnhaus vor den Flammen zu retten. Der Grund

für das Feuer war klar: Blitzschlag.

Am Morgen saß der Bauer auf der kleinen Mauer, die den Vorgarten ein-

fasste. Hinter ihm schwelten noch einige Balken des abgebrannten

Scheunen- und Stallgebäudes. Was hatte ihn eigentlich in der Nacht

geweckt? Hatte er geträumt? Oder hatte da wirklich jemand „Feuer“

gerufen? Diese Frage beschäftigte ihn noch wochenlang. Aber er konnte

sie nicht beantworten.

Pachulke ging langsam wieder auf der stockfinsteren Landstraße. Es regnete

nicht mehr. Es war nur noch arschkalt. Hinter ihm tauchten 2 Scheinwerfer auf.

Ein Kleintransporter hielt neben ihm. Der Dorfschmied, der im Wagen saß,

erkundigte sich eingehend nach Pachulkes Ziel. Dann bot er ihm an, den Winter

über in einer Dachkammer über der Schmiede wohnen zu können. Außerdem

könne er ihm ein wenig zur Hand gehen. Er benötigte hin und wieder einen

Gehilfen, sagte der Schmied. Und über Kost und Logis würde man sich

bestimmt einig.

Pachulke musste erst einmal tief durchatmen. Er hatte noch nie viel für

Tiere übrig gehabt. Und jetzt waren ein getretener Köter und eine Katze

schuld daran, dass sich sein Leben - vielleicht - mal wieder in geordnete

Bahnen zu bewegen schien...

                                                                                    Horst Meyer


Der Mord geschah auf Seite siebzehn

Nach dem täglichen Mittagessen pflege ich mich im Wohnzimmer in

einem bequemen Sessel mit einem Buch zu beschäftigen. Das ist in den

meisten Fällen ein Kriminalroman. Daran hat sich natürlich auch heute nichts

geändert. Der obligatorische Mord hat sich bereits auf Seite siebzehn ereignet.

Anschließend geht es ziemlich langatmig um das Privatleben des Ermittlers,

der diesen Fall aufklären soll. Warum sich Kriminalromane fast immer auch mit

den zahlreichen außerberuflichen Aktivitäten der Hauptpersonen beschäftigen,

ist klar: Das Buch hat 600 Seiten, und die müssen schließlich gefüllt werden...

Ich bemühe mich gerade, etwas Ordnung im privaten Durcheinander des

Hauptkommissars zu erkennen, da raschelt es im Wohnzimmer. Ich sehe hoch.

Vor mir steht mitten vor dem Fenster eine dunkle Gestalt. Im Gegenlicht kann

ich nicht viel erkennen: eine Kapuze, so etwas wie ein Strumpf mit Löchern vor

dem Gesicht, einen ausgestreckten Arm und etwas Dunkles in der Hand.

„Los, mach den Schrank auf!“, höre ich eine heisere Stimme, „und dann raus

mit der Geldkassette!“

„Ich...“, versuche ich etwas zu erklären.

„Maul halten!“, tönt es vom Gegenüber, „Geld her!“

Ich erhebe mich vorsichtig, gehe zum Schrank hinüber, drehe den Schlüssel um,

öffne die Tür und nehme eine Metallkassette aus dem Fach. „Wo ist der Schlüssel?,

knurrt die heisere Stimme, und mir wird die Kassette aus der Hand gerissen.

„Hängt hinten in der Ecke“, flüstere ich ängstlich.

Die Kapuzengestalt schnappt sich den kleinen Schlüssel, öffnet die Kassette und

wühlt darin herum. Dann zieht sie einige Geldscheine heraus und betrachtet sie

eingehend.

„Scheiße“, schreit die Stimme hinter der Maske, „das sind ja alles DM-Scheine!

Das sollst du mir büßen!“

Ich höre einen Knall, mehr ein Poltern, spüre einen leichten Schmerz am rechten

Fuß und öffne die Augen.

Ich sitze immer noch im Sessel. Nur mein 600-Seiten-Buch ist mir auf den Fuß

gefallen. Niemand steht im Zimmer, die Schranktür ist zu und auf dem Tisch steht

auch keine Kassette. Ich habe nämlich gar keine Kassette. Mein weniges

Spargeld steckt ganz woanders. Mir wird klar, dass ich beim Lesen des langweiligen

Krimis eingepennt bin und alles nur geträumt habe. Meiner Frau werde ich das

jedoch nicht erzählen, sie würde mich bestimmt etwas mitleidig ansehen....

Es ist kurz nach zwanzig Uhr. Die Tagesschau läuft im Fernsehen.

„Was gibt’s denn nachher?“, frage ich.

„Na, antwortet meine Frau, „das weißt du doch: einen „Tatort“ im WDR.“

„Den muss ich mir aber nicht angucken“, sage ich, „ich geh noch mal um den Block“.

„Tu das. Und lass es dir gut schmecken!“ Meine Frau weiß, dass ich nicht nur

um den Block gehe, sondern bei Emil in der Eckkneipe auch einen halben Liter

zu mir nehme.

Als ich nach Hause komme, ist es gerade zwanzig Minuten vor zehn.

Ich öffne die Wohnzimmertür. Der Abspann des „Tatortes“ läuft noch.

Meine Frau sitzt im Sessel und schläft. Also war der Krimi auch nicht

besonders aufregend. Aber sie lächelt im Schlaf.

Ich schleiche aus der Tür und haue mich dann ins Bett. Irgendwann

wird auch meine Frau kommen. Vielleicht passiert dann das noch,

worüber sie im Sessel schlafend schon gelächelt hat....

                                                                                Horst Meyer


Durch den Wolf gedreht

Ich spaziere fröhlich pfeifend durch den Wald. Da sehe ich ihn. Er

steht mitten auf dem Weg und betrachtet mich eingehend. „Bist du

dieser Wolf“, frage ich zögernd, „der seit einigen Wochen die Menschen

in Norddeutschland in Aufregung versetzt?“

„Ja klar,“ knurrt er, „wir Wölfe müssen uns mal wieder in Erinnerung

bringen. Schließlich hat dieses Land uns früher ganz allein gehört.“

„Na“, wage ich einzuwenden, „übertreibst du da nicht ein bisschen?

Das muss aber schon eine ganze Weile her sein."

„Wir wollen uns jetzt nicht streiten“, bestimmt mein Gegenüber, „auf

einige Jahrhunderte kommt es doch gar nicht an.“

Dem kann ich nichts entgegensetzen. „Aber“, frage ich, „darf ich

denn ein Foto von dir machen? Ein Selfi. Sonst glaubt mir ja niemand,

dass wir uns hier getroffen haben.“

„Mach hin!“, bellt der Wolf, „und danach werde ich dich auffressen.

An dir ist doch etwas mehr dran als an dieser halbverhungerten Groß-

mutter, die ich vorgestern erwischt habe.“

Ich zucke erschreckt zusammen. Aber dann drehe ich mich um und

halte mein Samsung Galaxi so, dass mein Gesicht und der Wolf hinter

mir deutlich zu sehen sind. Ich drücke den Auslöser.

Ehe ich mich wieder umwenden kann, höre ich ein heftiges Knurren

und dann spüre ich Krallen in meinem Rücken.

Ich schlage die Augen auf. Ich sitze im Wohnzimmer auf dem Fußboden.

Offensichtlich bin ich aus dem Sessel gerutscht. Die Geschichte mit

dem Wolf habe ich nur geträumt. Das ist ja auch kein Wunder. Man wird

zur Zeit mit Berichten über Begegnungen mit einem Wolf ganz schön eingedeckt.

Im Radio neben mir höre ich, wie eine junge Frau gerade erzählt,

dass sie heute früh beim Joggen im Wald einem Wolf begegnet sei.

Er habe sie interessiert beobachtet und sei dann langsam im Unter-

holz verschwunden.

„Hatten Sie denn keine Angst?“, fragt die Reporterin.

„Nö, hatte ich nicht. Wölfe sollen doch Großmütter bevorzugen; und soweit

habe ich es noch nicht gebracht. Aber wenn ich dermaleinst Enkel habe,

dann gehe ich nicht mehr allein in den Wald.“

Ich schalte das Radio aus. Ich habe genug von Wölfen. Ich fühle mich

wie durch den Wolf gedreht...

                                                                            Horst Meyer


Osterspaziergang mit Hindernissen

Bewegung ist wichtig. Das gilt auch für uns Senioren. Zugegeben: Man muss noch dazu in der Lage sein.

Ich habe das herrliche Wetter über Ostern zu einem längeren Spaziergang genutzt, obwohl es mir - gesundheitlich - etwas schwer gefallen ist. Ich bin mal wieder auf dem Kuckuck durch den im frischen Grün stehenden Wald gegangen. Der Kuckuck ist den alten Alfeldern, die vor allem im östlichen Teil unserer Stadt wohnen oder gewohnt haben, wohl noch in guter Erinnerung. Als Kleinkinder sind wir mit den Großeltern sonntags dort spazieren gegangen; als Heranwachsende haben wir in der Feldmark und im Wald herumgetobt und später suchten wir im Kuckuck mit der Freundin ein wenig Einsamkeit . . . vor allem aber war am Kuckuck die Rodelbahn! Ich habe die "Entwicklung" des Berges und des Waldes in den letzten 60 Jahren miterlebt. Die Bebauung hat das ganze Areal total verändert. Straßen, Parkplätze, Reihen- und Privathäuser reichen bis an den Wald. Doch die "alten" Wege, die ich seit meiner Jugend immer wieder gegangen bin, waren - teilweise zwar etwas "begradigt" - noch vorhanden.

Sie sind auch jetzt, 2011, noch da - aber in welchem Zustand! Der maschinelle Holz- einschlag und -abtransport hat an vielen Stellen ein Bild der Verwüstung hinterlassen. Der Weg am Wald auf der Alfelder Seite - die Rodelbahn - ist von dicken Reifen zerfurcht und nur mühselig zu begehen, ebenso der Weg auf der Langenholzer Seite. Und der früher so wunderschöne Weg über den Kamm durch den Buchenwald ist zur Zeit ein Hindernis-Parcours erster Güte. Die dicken Stämme sind zwar unterhalb des Waldes zum Abholen aufgestapelt, aber der "Rest" ist dort liegengeblieben, wo er beim Absägen hingefallen ist. Dazu kommen ebenfalls die tiefen Spuren des Transportfahrzeuges.

Ich hatte größte Mühe, mich durch den Wirrwarr der abgesägten Äste, Kronen und Baumstümpfe zur Wiese am Gymnasium durchzuzwängen. Plötzlich schien überhaupt nichts mehr zu gehen. Es dauerte eine Weile, bis ich den "Ausweg" zum Waldrand an der Langenholzer Seite entdeckt und bezwungen hatte. Ich sehe ein, dass Durchforstungsarbeiten im Wald notwendig sind. Auch der Einsatz größerer Maschinen gehört dazu. Dass dabei Waldwege zu Fahrbahnen umfunktioniert werden, ist wohl nicht zu vermeiden. Aber ich hoffe doch, dass im Anschluss an diese Arbeiten wieder ein bisschen Ordnung im Wald geschaffen wird: Ortsnahe Spazier- und Wanderwege sollten auch denen zugänglich sein, die nicht mehr so gut zu Fuß sind. Wir sind zwar ein Volk von Autofahrern geworden, aber hin und wieder möchte man sich doch noch einmal in der Natur bewegen - und wenn´s auch nur beim Sparziergang über den Kuckuck ist…..

                                                                                        Horst Meyer


Ein neuer Engel

Der hochgeschätzte, allseits beliebte Kabarettist, der keinerlei Hemmungen hatte, nicht nur den Politikern, sondern auch den Kirchenvertretern ab und an eine unangenehme Wahrheit an den Kopf zu werfen, war plötzlich gestorben. Gerade als die Bundeskanzlerin und die neue Ministerriege der Großen Koalition vereidigt wurden, hatte ihn eine Herzattacke dahingerafft. Einige prominente Mediziner versuchten noch, ihn am Leben zu erhalten. Aber das war nicht mehr gelungen. Seine sterblichen Überreste wurden im Keller der Klinik erst einmal in einer ruhigen Ecke aufbewahrt, bis die Angehörigen sich über die weitere Verwendung geeinigt hatten.

Seine Seele hatte sich - in Erkenntnis der Tatsache, dass sie nur dort an dem ihr zustehenden Platz richtig aufgehoben wäre - zum Himmel emporgeschwungen. Einige halbherzige Versuche von Mitgliedern der Höllenfraktion, die arme Seele für die Unterwelt zu engagieren, waren natürlich fehlgeschlagen. An der Himmelspforte wurde sie vom Heiligen Petrus ihrer Popularität entsprechend gebührend empfangen. Nach einigen protokollarischen Formalitäten wurde der beliebte Kabarettist als neuer Engel in das Paradies eingeführt.

So weit so gut.

Aber der Heilige Petrus hatte, trotz seiner allseits geschätzten Weisheit, eines nicht bedacht: Der neue Engel hatte bereits in seinem früheren Leben bewiesen, dass er kein Blatt vor den Mund zu nehmen pflegte. Daher währte es auch nicht lange, bis er alteingesessenen Engeln, die ihm Vorschriften für das Leben im Himmel machen wollten, Paroli bot. Selbst der Heilige Petrus und auch andere Angehörige der himmlischen Bürokratie wurden Opfer seiner spitzen Zunge. Das erregte naturgemäß Anstoß und man sah ein, dass dieser Neuankömmling die himmlische Ruhe erheblich durcheinander brachte.

Nach Rücksprache mit seinem obersten Dienstherren verfügte der Heilige Petrus daher: die Seele des auf der Erde so beliebten Kabarettisten wird umgehend wieder dorthin verwiesen. Basta!

Und so kam es, dass die Seele des Verblichenen wieder dort landete, wo seine sterblichen Überreste immer noch im Keller der Klinik auf ihre baldige Weiterverwendung warteten. Die Ärzte hatten - mit Genehmigung der Angehörigen - alle brauchbaren inneren Organe entfernt. Die liebe Seele machte es sich in der leeren Hülle bequem. Sie wollte nun endlich ihre letzte Ruhe haben.

Aber daraus wurde nichts.Der Sarg bewegte sich plötzlich, wurde hin- und hergeschoben und auf Rollen vorwärts bewegt. Dann brach eine große Hitze über allem herein. Die Seele wurde total überrascht und versäumte es, sich rechtzeitig zu entfernen.

Die Verwandten des hochgeschätzten und beliebten Kabarettisten hatten sich nach langem Hin und Her geeinigt, ihn dem Feuer zu übergeben. Sie wollten seine Asche anschließend mit Hilfe einer Briefwaage gerecht aufteilen.

Der Heilige Petrus, dem dieser Vorgang nat¨rlich nicht verborgen geblieben war, atmete tief durch. Da hatte sich ein Problem von selbst erledigt, mit dem er irgendwann doch noch mal konfrontiert worden wäre...

                                                                                    Horst Meyer


Ein Grund, aus der Haut zu fahren.

"So ein Mistkerl! Hat der doch... Ich darf gar nicht darüber nachdenken, sonst ärgere ich mich noch mehr." Karl-August holte tief Luft. "Man sollte ihm... Ausgerechnet der...!"

"Beruhige dich", sagte seine Frau, "so schlimm wird es doch gar nicht gewesen sein."

"Hast du eine Ahnung. Du hast das ja noch nie erlebt." Karl-August sah seine Frau immer noch aufgeregt an. "Ich möchte dich mal sehen, wenn dir so etwas passierte."

"Ach nee", erwiderte seine Frau, warst du schon mal dabei, wenn unsere Nachbarin, diese alte Zicke, wie eine Furie durch die Gegend saust und nur am Meckern ist? Na siehst du. Aber du regst dich über deinen Kollegen auf. Ohne einen vernünftigen Grund. Du weißt gar nicht, wie das hier manchmal zugeht. Man könnte wirklich aus der Haut fahren."

Karl - August schwieg. Wenn seine Frau so richtig in Rage kam, war nicht gut Kischen essen mit ihr. "Aber, sag mal", bohrte sie nun nach, "was war eigentlich los zwischen euch beiden? Worüber musstest du dich denn so ärgern?"

"Ach, ich will nicht mehr daran denken." "Los, sag schon!", forderte seine Frau. "Und dann ist diese Sache erledigt. Komm schon in Gang!"

Karl-August holte noch einmal tief Luft. "Der Kerl hatte Durchfall. Und weil auf dem Dixiklo auf unserer Baustelle kein Papier mehr war, hat er heimlich meine Bildzeitung mitgenommen. Die hatte ich noch nicht einmal halb durchgelesen. Und als ich mich beschwerte, hat er auch noch gesagt, die Bildzeitung hätte endlich mal einen guten Zweck erfüllt....

                                                                                    Horst Meyer


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